Aus dem Limmi| 18.03.2025

Zwei Perspektiven, ein Ziel - Anästhesiepflegende und ärztliches Personal im Dialog

Die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Anästhesie­pflege und ärztlichem Personal in der Anästhesie ist essenziell für den Erfolg perioperativer Prozesse und die Sicherheit der Patient:innen. Doch wie sehen sich diese beiden Berufsgruppen gegenseitig? 

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Serie-Interview aus dem Anästhesie Journal 1-2025

Interview mit Dr. med. lsabel Marcolino 

Isabel, warum bist du Anästhesistin geworden? 
Mein beruflicher Weg zur Anästhesie ist das Ergebnis vieler Zufälle in meinem Le­ben. Schon immer hatte ich ein grosses Interesse an «intensiverer» Medizin, be­sonders an den Bereichen Physiologie und Pathophysiologie. Ursprünglich wollte ich Fachärztin für Pädiatrie werden und mich auf die Neonatologie mit Schwerpunkt ln­tensivmedizin spezialisieren. Doch im lau­fe meiner Ausbildung änderten sich meine Interessen hin zur lntensivmedizin für Er­wachsene. 

Da die lntensivmedizin in Deutschland eine Zusatzqualifikation nach einem Grund­facharzt-Titel erfordert, entschied ich mich für die Anästhesie. Während dieser Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft für die Anästhesie, vor allem die Herzanästhe­sie und grosse operative Eingriffe. Nach meiner Weiterbildung erwarb ich schliess­lich die Doppelqualifikation in Anästhesie und lntensivmedizin, eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Es ist faszinierend, wie ungeplante Zufälle und richtungswei­sende Momente zu diesem erfüllenden Karriereweg führten - sogar ohne ein klas­sisches Bewerbungsgespräch! 

Was schätzt du an deinen pflegerischen Kolleg:innen aus der Anästhesiepflege?
Ich habe grossen Respekt vor der An­ästhesiepflege und schätze besonders ihre hohe fachliche Qualität und ihr En­gagement für unsere Patient:innen. Ihr Organisationstalent ist beeindruckend, insbesondere wenn es darum geht, einen reibungslosen Ablauf im OP zu gewährlei­sten. Auch ihr hoher fachlicher Standard und ihre Loyalität zu unserem Institut sind von unschätzbarem Wert. Besonders bewundere ich, wie aktiv sie sich in die Wei­terentwicklung unseres Instituts einbrin­gen und stets bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. 

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit deinen pflegerischen Kolleg:innen Anästhesiepflege? 
In unserem Institut basiert die Zusam­menarbeit auf Augenhöhe. Die Anästhesie­pflege ist ein gleichberechtigter und hoch­geschätzter Partner in unserer Arbeit. Ich bin dankbar, dass wir am Spital Limmattal Pflege und ärztliches Personal unter einer gemeinsamen Führung vereinen konnten. Diese Struktur schafft eine einheitliche Ausrichtung, fördert die Zusammenarbeit und eröffnet enormes Potenzial für Inno­vationen. 

Hast du bereits über die kontinuier­liche Praxisentwicklung im Bereich der Anästhesiepflege gehört? Was denkst du darüber? 
Wenn ich es richtig verstehe, geht es um die kontinuierliche berufliche Weiterent­wicklung der Anästhesiepflege - ein Kon­zept, das ich extrem begrüsse und wichtig finde. In unserer heutigen Zeit mit der ra­santen Weiterentwicklung unseres Fachs ist es für mich eine unabdingbare Voraus­setzung, um die Qualität hochzuhalten. 

Was wünschst du dir für die Zukunft der Anästhesiepflege? 
Mein Wunsch ist, dass die Anästhesie­pflege ihren hohen Standard beibehält und weiterhin eine zentrale Rolle in unserem Fachbereich einnimmt. Ein pragmatischer und direkterer Bildungsweg könnte dazu beitragen, den Beruf attraktiver zu ma­chen, auch für Quereinsteiger aus anderen Gesundheitsberufen oder aus dem Ausland. Ausserdem hoffe ich, dass die Anästhe­siepflege selbstbewusst als ergänzender Partner des ärztlichen Teams auftritt. Ent­scheidend ist, dass wir weiterhin eng zu­sammenarbeiten und als Einheit auftreten, um die bestmögliche Versorgung unserer Patient:innen zu gewährleisten. 

Interview mit  Christine Berger Stöckli

Christine, warum hast du den Beruf der Anästhesiepflege gewählt? 
Ich wollte mich beruflich weiterentwi­ckeln. Besonders faszinierend fand ich das Setting in der Anästhesievorberei­tung und im OP. Das schnelle Erfassen der Patient:innen und der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung innerhalb weniger Minuten haben mich beeindruckt. Die Vielseitigkeit der Anästhesie, die tech­nische Komponente, die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit dem anästhesieärzt­lichen Team, der grosse Kompetenzbereich und die damit verbundene Verantwortung sind ebenfalls Gründe, warum ich diesen Beruf gewählt habe. 

Was schätzt du an deinen ärztlichen Kolleg:innen der Anästhesie? 
Die kollegiale Zusammenarbeit auf Augen­höhe. 

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit deinen ärztlichen Kolleg:innen Anästhesie? 
Wir arbeiten in gemischten Teams aus An- ästhesiepflegenden und Ärzt:innen, wobei Ausbildung und Erfahrung berücksichtigt werden. Einleitungen und Ausleitungen erfolgen stets im Zweierteam, meist be­stehend aus einem Arzt oder einer Ärztin und einer Pflegefachperson. Bei weniger komplexen Fällen kann dies auch im Pfle- geteam durchgeführt werden. 

Das Legen von Regionalanästhesien ist eine ärztliche Kompetenz, bei der wir als Pflegefachkräfte assistieren. Das eigen­ständige Führen einer Anästhesie gehört zu den Kompetenzen der Pflege, wird jedoch auch von Ärzt:innen übernommen. Kaderärzt:innen stehen dabei immer in Rufbereitschaft. Briefings, Debriefings, die Anwendung von «Closed Loop»-Kom­munikation und die Möglichkeit, «Speak up» zu praktizieren, sind feste Bestand­teile unseres Arbeitsalltags. Der Umgang ist stets freundlich und wohlwollend. Es herrscht ein Klima des Vertrauens . 

Hast du bereits über die kontinuier­liche Praxisentwicklung im Bereich der Anästhesiepflege gehört? Was denkst du darüber? 
Ja, ich kenne das Konzept. Die Standards der Anästhesiepflege Schweiz sind von grosser Bedeutung. Sie legen die Grund­lage für die professionelle und stan­dardisierte Weiterentwicklung unserer Tätigkeit und sollten in möglichst jeder anästhesiologischen Abteilung implemen­tiert werden. 

Was wünscht du dir für die Zukunft für die ärztlichen Mitarbeitenden Anästhesie? 
Ich wünsche mir, dass sie Zugang zu guten Aus- und Weiterbildungs- sowie Entwick­lungsmöglichkeiten haben. Ausserdem sind Freude am Umgang mit Menschen, hohe Sozialkompetenz, Empathie und Professi­onalität wichtig. Eine fundierte Kenntnis des schweizerischen Gesundheitssystems sowie Interesse an Management und wirt­schaftlichen Aspekten sollten ebenfalls gefördert werden. 

Darüber hinaus wünsche ich mir eine Aner­kennung der hohen Kompetenz der Anäs­thesiepflege, eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe und die Bereitschaft zur gemeinsamen Weiterentwicklung im Team.

Das Interview wurde in der Ausgabe März 2025 im Anästhesie Journal publiziert.

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