Krebserkrankungen: Ein kleiner Leitfaden
In der Schweiz erkranken jährlich über 45'000 Personen an Krebs, Tendenz steigend. Neben der Alterung der Bevölkerung spielen der Lebensstil (einseitige Ernährung, ungenügende Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum etc.) und in seltenen Fällen erbliche Faktoren eine Rolle. Dank Vorsorge, moderner Diagnostik und neuer Therapieverfahren hat sich die Behandlung und Prognose vieler Krebserkrankungen deutlich verbessert.
von PD Dr. med. Dirk Kienle
Im Folgenden gegen wir Ihnen einen kurzen Überblick über mögliche Krebserkennungs- und Krebsbehandlungsformen.
Krebs erkennen und vorbeugen
Grundsätzlich ist es wichtig, Krebserkrankungen frühzeitig festzustellen, weil dann die bestmögliche Chance auf eine Heilung besteht.
Gewisse Beschwerden können auf eine Krebserkrankung hinweisen. Diese können sehr verschiedenartig sein und sind teilweise unspezifisch, sodass sich oftmals andere Erkrankungen als Ursache finden.
Bei einigen Beschwerden sollten Sie jedoch hellhörig werden und mit ihrem Arzt sprechen. Dazu gehören beispielsweise:
Schmerzlose Knoten in der Haut oder Brust, Verziehen einer Brustwarze
Blutungen oder brauner Ausfluss ausserhalb der normalen Regelblutung
Verhärtung oder Vergrösserung eines Hodens
Anhaltende Schwellungen von Lymphknoten
Anhaltender Husten oder blutiger Auswurf beim Husten
Schmerzen ungeklärter Herkunft
Veränderungen von Leberflecken oder Warzen der Haut hinsichtlich Grösse, Form und Farbe
Veränderungen beim Stuhlgang oder Urinieren (zum Beispiel Schmerzen, Beimengungen von Blut, neue Verdauungsunregelmässigkeiten)
Anhaltende Appetitlosigkeit und unerklärlicher Gewichtsverlust
Ständige Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall
Für Brustkrebs, Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs ist der Nutzen einer Früherkennung gut belegt. Für Lungenkrebs, Hautkrebs und Prostatakrebs kann eine Früherkennung sinnvoll sein (insbesondere für Menschen mit erhöhtem Risiko), jedoch bestehen in der Schweiz noch keine allgemeinen Empfehlungen. Weitergehende Informationen zum Thema Vorsorge finden Sie auf der Webseite der Krebsliga Schweiz.
Krebsdiagnose
Zur Sicherung der Krebsdiagnose ist die Gewinnung einer Gewebeprobe erforderlich. An dieser Probe können ausserdem modernste Spezialuntersuchungen durchgeführt werden, die uns weitere Hinweise auf die Art und Weise der Krebserkrankung geben können und somit einen zunehmenden Einfluss auf die Wahl der richtigen Therapie haben.
Zusätzlich sind radiologische Untersuchungen notwendig, um die Ausbreitung der Erkrankung feststellen zu können. Erst nach vollständiger Diagnostik kann ein fundierter Behandlungsvorschlag gemacht werden.
Krebsbehandlung ist Teamarbeit!
Für die zielgerichtete Behandlungsplanung besprechen wir anschliessend die Erkrankungsfälle im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz. Hier erarbeiten alle beteiligten Spezialistinnen und Spezialisten (Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Pathologen und weitere) gemeinsam den besten Behandlungsvorschlag für die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten. Dieser ist individuell zugeschnitten auf die Tumor- und Patientensituation. Die Optionen reichen von der chirurgischen Entfernung, einer Bestrahlung, einer medikamentösen Therapie bis hin zu komplexen multimodalen Therapien, bei denen mehrere Therapieformen kombiniert werden, um die Heilungschancen zu verbessern.
In Fällen, in denen eine Heilung nicht erreichbar ist, setzen wir meist medikamentöse Krebstherapien ein, mit dem Ziel, die Tumorerkrankung zu kontrollieren und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhalten. Diese Behandlungsformen haben dank dem Einzug von Immuntherapien, die ihre Wirkung über das Immunsystem entfalten, und der Entwicklung zielgerichteter Therapien, die auf den genetischen Defekt der Tumorzellen abzielen, grosse Fortschritte erzielt. Ebenso wurden die chemotherapeutischen Behandlungen optimiert und sind oftmals nicht so belastend, wie dies in der Allgemeinheit angenommen wird. Eine gut erhaltene Lebensqualität und eine chemotherapeutische Behandlung müssen sich heutzutage nicht mehr ausschliessen.
Die medikamentöse Tumortherapie erfordert ein eingespieltes Behandlungsteam, um die Behandlungen für die Patientinnen und Patienten sicher und nebenwirkungsarm durchführen zu können. Im Spital Limmattal sind sechs erfahrene Kaderärztinnen und -ärzte für Onkologie und zwei für Hämatologie tätig, die verschiedene Spezialgebiete abdecken sowie die Behandlungen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft halten.
Darüber hinaus trägt eine kompetente pflegerische Betreuung massgeblich zum Behandlungserfolg bei. Unsere Patientinnen und Patienten schätzen dabei besonders die kontinuierliche persönliche Betreuung, die wir im Spital Limmattal sowohl von ärztlicher als auch von pflegerischer Seite gewährleisten können und bei Bedarf auch die palliative Begleitung umfasst.
Eine weitere Säule der Krebsbehandlung stellt die Strahlentherapie dar. Diese wird bei uns durch eine enge Kooperation mit der Hirslanden Klinik Zürich angeboten.
Ganzheitliche Unterstützung
Eine Krebserkrankung betrifft immer den ganzen Menschen, sodass neben der eigentlichen Krebstherapie weitere Unterstützungsangebote wichtig sind. Im Spital Limmattal stehen dafür unter anderem eine psychoonkologische Begleitung oder Ernährungsberatungen zur Verfügung.
Das Team der Onkologie im Spital Limmattal ist Ihr Ansprechpartner für alle Anliegen zum Thema Krebs und steht auch zur Einholung von Zweitmeinungen zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde am 11. Juni 2024 in der Limmattaler Zeitung publiziert.
Autor
PD Dr. med. Dirk Kienle
Leiter Onkologie, Leitender Arzt Onkologie
Spital Limmattal
Urdorferstrasse 100
8952 Schlieren
+41 44 733 221 48
onkologie@spital-limmattal.ch