Vergesslichkeit oder Demenz?
Viele, meist ältere Menschen sind mit dem Thema Demenz schon auf irgendeine Art und Weise in Berührung gekommen. Jüngere Menschen sind seltener von einer Demenz direkt betroffen, indirekt ist der Impact auf ihre Lebensgestaltung bei einer Demenzerkrankung der Eltern aber meist ebenfalls gross.
von Dr. med. Monika Pfaller
Die Frage «Ist es eine normale Altersvergesslichkeit oder der Beginn einer Demenz?» beschäftigt mit zunehmendem Alter. Aber wo liegt die Grenze zwischen altersbedingter Veränderung und Krankheit?
Demenz ist eine Schwäche der Hirnleistung
Vergesslichkeit und Verwirrung können viele Ursachen haben und sind nicht immer das Zeichen einer beginnenden Demenzerkrankung. Manchmal können auch Depressionen, Stresssituationen oder medizinische Erkrankungen der Grund dafür sein.
Die frühzeitige Erkennung einer demenziellen Entwicklung und das Feststellen der Ursache, die in einigen Fällen behoben werden kann, ist von zentraler Bedeutung. Das Ziel dabei ist es, dass die Betroffenen noch möglichst
lange mit Unterstützung zu Hause leben können.
Demenz ist eine Hirnleistungsschwäche, die das Alltagsleben oder die Berufsausübung beeinträchtigt, teilweise sogar so sehr, dass die betroffenen Personen auf die Hilfe anderer Personen angewiesen sind. Dabei können je nach Demenzform und -ursache einzelne oder mehrere Hirnfunktionen beeinträchtig sein: Gedächtnis, Sprache, räumliche Orientierung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Sozialverhalten.
Ursachen können Hirndegenerationserkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer oder Parkinson, aber auch Schlaganfälle, schwere Hirnverletzungen, Infektions- und Entzündungskrankheiten, langjähriger Alkoholismus oder Tumore
etc. sein. Nicht selten liegt mehr als eine Ursache für eine Demenz vor.
Abklärung in der Memory-Sprechstunde
In der Schweiz leiden gemäss dem Bundesamt für Gesundheit rund 150 000 Menschen an einer Demenz (2021). Nur ein kleiner Teil davon wird adäquat abgeklärt und diagnostiziert. Dabei ist es wichtig, die behandelbaren Ursachen einer Demenz festzustellen. Oft bringt nur schon das alleinige Feststellen, ob eine Demenzerkrankung vorliegt oder nicht, Klarheit und eine gewisse Entspannung für die Betroffenen und das Umfeld.
Eine Möglichkeit der ambulanten Abklärung bietet zum Beispiel die Memory-Sprechstunde bei uns im Spital Limmattal. Hier werden die Patientinnen und Patienten interdisziplinär durch Neurologen, Neuropsychologen
und eine spezialisierte Sozialarbeiterin behandelt und betreut. Betroffene können über die hausärztliche Praxis zugewiesen werden.
Die Beratung und Begleitung der Betroffenen und Angehörigen ist wichtig. Sie haben so eine Gelegenheit, ihren Umgang mit der Krankheit zu diskutieren und erläutern, um so im veränderten Alltag zurechtzukommen.
In ausgewählten Fällen kann auch eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein.
Entlastende Angebote
Ein entlastendes Angebot kann der Eintritt in ein sogenanntes Tageszentrum (zum Beispiel des Pflegezentrums Spital Limmattal) sein, wo während der Woche halb- oder ganztags an bis zu fünf Tagen eine Betreuung stattfindet
und dadurch die pflegenden Angehörigen zeitweise entlastet sind. Menschen mit einer bereits bestehenden Hirnleistungsschwäche und anderen altersbedingten Einschränkungen brauchen während eines Aufenthalts
im Akutspital oft etwas länger, um zu Hause im Alltag wieder zurechtzukommen. Hier empfiehlt sich die geriatrische Akutrehabilitation direkt im Spital oder eine an den Spitalaufenthalt angeschlossen Übergangspflege.
Beides bieten wir im Akutspital sowie im Pflegezentrum Spital Limmattal an.
Der Eintritt ins Pflegezentrum
Von einer Demenzerkrankung ist nicht nur die Patientin oder der Patient selbst, sondern das gesamte soziale Umfeld der erkrankten Person betroffen. Dabei sind Überforderungssituationen bis hin zur Erschöpfung nicht selten. Je weiter die Krankheit fortschreitet, umso mehr entwickelt sich die Betreuung zu einem 24/7-Job für die pflegenden Angehörigen. Zu diesem Zeitpunkt ist es richtig und wichtig, zur Entlastung aller Beteiligten einen Übertritt in ein Pflegezentrum ins Auge zu fassen.
Nicht selten haben jedoch die pflegenden Angehörigen das Gefühl, die geliebte Person «ins Heim abzuschieben» oder sie zu verraten. Zusätzlich lösen unter Umständen nichtpflegende Angehörige oder Bekannte ungewollt
zusätzliche Schuldgefühle aus und raten zum Abwarten, da sie die Belastung nicht einschätzen können.
Es geht Wochen, sich an das neue Umfeld zu gewöhnen
Demenzerkrankte Personen, die neu ins Pflegezentrum eintreten, benötigen üblicherweise mehrere Wochen, um sich im neuen Umfeld einzugewöhnen. Diesem Umstand wird unser Team im Pflegezentrum Spital Limmattal rundum gerecht. Die Betroffenen benötigen zudem spezielle interprofessionelle Betreuungskonzepte sowie einen Weglaufschutz zur eigenen Sicherheit und weitere betreuende Massnahmen.
Sie zeigen sehr oft einen starken Bewegungsdrang. Dieses Bedürfnis berücksichtigen wir mit einem Rundgang auf der Abteilung und einer gesicherten Gartenanlage. Die bauliche Gestaltung fördert die Unabhängigkeit der Demenzerkrankten. Helle Räume und viel Licht geben Sicherheit und fördern die Orientierung. Ein sogenanntes Bodenpflege-Zimmer ergänzt die räumlichen Möglichkeiten. Zur speziellen Betreuung gehören neben regelmässigen Arztvisiten durch die hausinterne Geriaterin demenzspezifische pflegerische Konzepte und ergänzende Angebote, wie wöchentliches Kochen oder individuelle Spaziergänge.
Weitere Informationen zu unseren Angeboten, den Aufenthaltskosten und zur Anmeldung erhält man im Internet unter der Adresse spital-limmattal.ch/pflegezentrum/anmeldungeintritt.
Dieser Artikel wurde am 31. Oktober 2023 in der Limmattaler Zeitung publiziert.
Autorin
Dr. med. Monika Pfaller
Ärztliche Leiterin Pflegezentrum Spital Limmattal
Pflegezentrum Spital Limmattal
Urdorferstrasse 100
8952 Schlieren
+41 44 733 12 00
pflegezentrum@spital-limmattal. ch