Melanie Erne
NACH EINEM TAG «IM GRÜNEN» MACHE ICH ZUFRIEDEN FEIERABEND.
Sie fühlt sich weder von Männern noch Kunstpflanzen bedroht und freut sich, wenn andere ihre Begeisterung für Blumen und Pflanzen teilen.
Frau Erne, was ist für Sie das Schönste an Blumen und Pflanzen?
Dass Sie Freude bereiten und vielen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.
Dann bereiten Sie gerne anderen eine Freude?
Ja, sehr. Darum gefällt mir die Arbeit im LIMMI so gut: Wir kommen auf dem Areal oft mit den Bewohnenden des Pflegezentrums oder den Patientinnen und Patienten ins Gespräch und merken, dass ihnen die Begrünung hier wichtig ist.
Woran liegt das?
Ich denke, die meisten Menschen sehen sich gerne etwas Schönes an. Interessant finde ich, dass die ältere Generation noch einmal einen ganz anderen Bezug hat, Sie kennen oft noch fast alles, was bei uns wächst, mit Namen.
Ist Ihr jetziger Beruf also ein Traumberuf?
Tatsächlich ist er das! Ich wollte schon immer mit Pflanzen und Blumen arbeiten. Woher kommt diese Leidenschaft? Ich bin auf einen Bauernhof aufgewachsen. Ich war immer gerne draussen in der Natur und alles, was dort passierte, hat mich begeistert. Das ist geblieben und hat sich nie verändert.
Und wann wussten Sie, dass Sie Gärtnerin werden wollen?
Zuerst wollte ich gar nicht Gärtnerin werden, sondern Floristin. Ich habe als Kind öfters in einem Blumenladen ausgeholfen und so bin ich zur Floristinnen- Lehre gekommen.
Nun sind Sie aber Gärtnerin …
(lacht) Das stimmt. Am Ende habe ich gar nie auf meinem erlernten Beruf gearbeitet, sondern nach der Lehre schon als Gartenbauerin angefangen. Vor allem, weil es damals einen richtigen Floristik-Boom gab und zu wenige Stellen für Floristinnen. Viele, die mit mir die Lehre machten, konnten dann nicht als Floristin arbeiten.
Sie sprechen immer von Floristinnen. Gab es keine Männer in der Branche?
Wenn wir nur von der Floristik sprechen: Da gab es fast keine Männer. Wenn wir Gartenbau und Landschaftsgärtnerei dazu nehmen: In diesen Sparten haben vor allem Männer gearbeitet.
Hat sich das verändert?
Ein wenig hat sich das in den Teilbereichen verschoben. Es gibt aber noch immer einzelne Sparten, wo der Frauen- oder der Herrenanteil grösser ist. Zum Beispiel arbeiten im Landschaftsbau immer noch mehr Männer – das hat schon damit zu tun, dass die Arbeit in diesem Bereich körperlich sehr streng ist.
Sie sind also damals als junge Frau in eine Männerdomäne vorgestossen.
Das stimmt, aber erstaunlicherweise hat sich das nie so angefühlt. Ich bin in der glücklichen Lage, sagen zu können, dass ich mich nie benachteiligt gefühlt habe, dass ich immer ernst genommen und respektiert wurde. Und auch hier ist das kein Problem. Wir sind ein sehr kleines Team, wir harmonieren, ich find’s super.
Was hat Sie letzten Endes zu uns geführt?
Bei meinem letzten Job war ich in der Innenbegrünung tätig. Ich war bei unseren Kunden – das waren meistens Firmen – in den Büros unterwegs, habe die bestellten Pflanzen vorbeigebracht und auf Wunsch gepflegt. Irgendwann merkte ich, dass es mir fehlte, dass ich nicht draussen sein kann. Ausserdem war ich oft tagelang alleine, denn die Bürogebäude waren wegen der Homeoffice-Pflicht menschenleer. Genau in dem Moment sah ich das LIMMI-Inserat.
«Ich bin in der glücklichen Lage, sagen zu können, dass ich mich nie benachteiligt gefühlt habe, dass ich immer ernst genommen und respektiert wurde.
Nach etwas mehr als einem halben Jahr hier in Schlieren: Was gefällt Ihnen bislang am besten?
Ich kann die gesamte Arealpflege und die Innenbereiche machen. Mein ganzes Know-how kommt hier wieder mit meinem Floristik-Wissen aus der Lehre zusammen. Jeden Tag bin ich an der frischen Luft und kann mir selber einteilen, was ich wann mache.
Was war bisher am schwierigsten oder strengsten?
Ich hatte im Januar, in der Schneesturm- Woche, meinen ersten Arbeitstag im LIMMI. Damals kannte ich die Wegführung auf dem Spitalgelände noch nicht und ich musste die Wege sozusagen «blind» und an den richtigen Orten freipfaden.
Was ist anders im Spital, im Vergleich zu Ihren früheren Arbeitgebern?
Im Spital ist es heikel mit Erde, Feuchtigkeit und ähnlichen Substanzen, wegen der Sauberkeit und Hygiene. Auf den Pflanzen und in den Töpfen lebt es, und so sind wir natürlich extra vorsichtig. In den Innenräumen haben wir darum nur sehr wenige Pflanzen. Lediglich beim Empfang – beim Haupteingang und in den Kliniken und Abteilungen – und in sehr vereinzelten Büros. In den Zimmern im Spital gibt es sowieso keine Zimmerpflanzen, in den Büros nur sehr vereinzelt.
Worin liegt für Sie die grösste Herausforderung?
Das, was wir zur Verfügung haben, so einzusetzen, dass es möglichst vielen gefällt.
Wie meinen Sie das?
Es gibt ein Grün-Konzept, das wir befolgen müssen. Es gibt ein Budget, das wir einhalten müssen und es gibt Ressourcen, die wir zur Verfügung haben. Mit diesen Vorgaben müssen wir nun die Pflanzen finden, die sauber und hygienisch sind, die wir uns leisten und danach auch pflegen können.
Wären da Kunstpflanzen nicht günstiger und pflegeleichter?
(lacht) Da bräuchte es uns ja nur noch ganz am Anfang einmal … aber auch, wenn es komisch klingt: Die sogenannten Textilpflanzen haben durchaus ihre Berechtigung – zum Beispiel bei schlechten Lichtverhältnissen in Innenräumen. Man sieht nicht mehr wie früher schon aus riesiger Entfernung, dass die Pflanzen künstlich sind.
Was wünschen Sie dem LIMMI für die Zukunft?
Dass die Patientinnen und Patienten sich abgesehen von ihren Erkrankungen rundum wohlfühlen und so schneller und besser gesund werden.
Und was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Gesundheit ist für mich das Wichtigste.
Frau Erne, herzlichen Dank für Ihre Zeit und die Geschichten aus Ihrem Berufsalltag. Weiterhin alles Gute und viel Freude im LIMMI!