Pflegeheim
PFLEGEHEIM - WÜRDEVOLL UND GUT UMSORGT IN DEN LETZTEN LEBENSABSCHNITT
Der Eintritt in ein Pflegeheim ist ein einschneidendes Ereignis im Leben eines Menschen. Im Pflegezentrum Limmattal wird auf die Ängste und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner mit viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen eingegangen. Die Anbindung ans Akutspital garantiert rund um die Uhr eine
lückenlose und qualitativ hochstehende ärztliche Versorgung.
Text und Bild von Flavian Cajacob
Wir werden immer älter (Männer 81,7 / Frauen 85,4 Jahre). Damit geht der Wunsch einher, die eigenen vier Wände so spät als möglich zu verlassen. In absoluten Zahlen bedeutet dies: In der Schweiz führen 9 von 10 Männern und Frauen zwischen 80 und 84 Jahren nach wie vor ihren eigenen Haushalt – bei den über 85-Jährigen ist es immerhin noch die Hälfte.
Immer älter – immer pflegeintensiver
Begünstigt wird dieser Umstand durch ambulante Pflegemöglichkeiten, wie sie etwa die Spitex-Organisationen anbieten. Der Schritt ins Alterszentrum oder ins Pflegeheim erfolgt angesichts dessen also meist erst dann, wenn die Gesundheit ein Dasein in der angestammten Wohnung definitiv nicht mehr zulässt. Pflegezentren wie jenes am Spital Limmattal stelle dies vor grosse Herausforderungen, bemerkt Susanne Vanini, Pflegedirektorin und Mitglied der Spitalleitung: "Je später jemand in ein Pflegezentrum eintritt, desto ausgeprägter sind bei ihm oder ihr in der Regel der Grad und die Komplexität der Beeinträchtigung."
Aktuelle Situation, zukünftige Trends %
Gerade was die Bewohnerinnen und Bewohner mit Demenz- oder multiplen chronischen Erkrankungen anbelangt, hat deren Zahl am Pflegezentrum Limmattal in den letzten Jahren stark zugenommen – alleine schon aufgrund der demografischen Entwicklung in den Einzugsgemeinden. Doch nicht nur das Pflegezentrum sieht sich vor Herausforderungen gestellt, dasselbe hat natürlich auch für die Pflegebedürftigen selbst Gültigkeit.
"Der Umzug in ein Pflegeheim ist ein einschneidendes Ereignis, nicht allein für die Direktbetroffenen, sondern auch für das Umfeld, die Angehörigen", ist sich Astrid Hunter, die Leiterin des Pflegezentrums Limmattal, sicher. Ein Eintritt sei mit Ängsten verbunden und bedeute immer auch, sich mit der Endlichkeit auseinanderzusetzen: der eigenen oder jener des Elternteils, des Partners oder der Partnerin vielleicht. Insofern sei es in der Betreuung und in der Pflege entscheidend, neben der physischen und der kognitiven Beeinträchtigung auch die seelische und die psychische Komponente zu berücksichtigen, so Astrid Hunter. "Ein grosses Einfühlungsvermögen ist unabdingbar, unsere Mitarbeitenden legen im direkten Umgang mit den Bewohnern und deren Angehörigen denn auch stets viel Geduld und Menschlichkeit an den Tag."
Früher Austausch baut Ängste ab Das Pflegezentrum Limmattal kann auf ein äusserst erfahrenes und interprofessionell zusammengesetztes Team zurückgreifen, aber auch auf die unmittelbare Nähe zum Akutspital und dessen fachliche Kompetenz. Viel Bedeutung kommt nebst dem Pflegefachpersonal beispielsweise dem Sozialdienst, den freiwilligen Mitarbeitenden, der Seelsorge und einer internen Geriatrie-Ärztin zu – "sie kennen die Bewohner, sie wissen um deren Geschichten, deren Sorgen und Nöte und bringen ihre fachlichen Kompetenzen mit ein", führt Susanne Vanini aus. Gerade wenn es um demenzkranke Menschen oder solche mit Mehrfacherkrankung geht, reicht die Betreuung und die Behandlung denn auch weit über den klassischen medizinischen Bereich hinaus.
Der frühzeitige und vor allem regelmässige Austausch gerade mit den Familienangehörigen hilft zudem mit, Vorurteile und Ängste abzubauen, Vertrauen zu fördern und Missverständnisse zu vermeiden. Diese Arbeit sei mit sehr viel Aufwand verknüpft, bemerkt Astrid Hunter. "Ein Aufwand, der uns zwar finanziell nicht vergütet wird, der sich aufgrund unserer Erfahrungen letztlich aber absolut lohnt."
Der Begriff, welcher in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, lautet "Palliative Care". Palliative Care in der Langzeitpflege umfasst die Betreuung und die Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen oder chronisch fortschreitenden Krankheiten unter Einbezug auch der Angehörigen (siehe Kasten). "All dies geschieht örtlich so weit als möglich im Pflegezentrum selbst", erörtert Susanne Vanini, die Pflegedirektorin. Die Vernetzung mit dem Akutspital und die bestehenden Versorgungsstrukturen würden darüber hinaus eine individuell abgestimmte, qualitativ hochstehende und kontinuierliche ärztliche und therapeutische Behandlung der Langzeitpatientinnen und -patienten zulassen. "Der Fokus unseres Tuns ist auf die Zeit gerichtet, in der die Bewohnerinnen und Bewohner bei uns sind. Die Betreuung von Angehörigen allerdings reicht auch über den Tod des Patienten hinaus", so Astrid Hunter.
Neubau geht auf Bedürfnisse ein
Das Pflegezentrum Limmattal stammt aus dem Jahre 1987. Bereits auf den ersten Blick wird augenfällig: Der Betonbau ist doch schon ziemlich in die Jahre gekommen. Bis 2023 soll er deshalb einem Neubau weichen, der sich nahtlos in das Erscheinungsbild des ebenfalls neuen und vor eineinhalb Jahren eröffneten Spitalkomplexes einfügt (siehe Kasten). Dank der modernen Infrastruktur kann inskünftig nicht nur die medizinische und pflegerische Versorgung im Limmattal sichergestellt, sondern auch auf die Bedürfnisse in der Bevölkerung eingegangen werden.
"Jede und jeder von uns weiss es selber am besten: Die Ansprüche, die wir heute an ein Zuhause stellen, sind nicht die gleichen, die unsere Grosseltern noch hatten", führt Astrid Hunter, die Leiterin des Pflegezentrums, aus.
Denn wenngleich im Pflegezentrum der Tod und die Auseinandersetzung damit an der Tagesordnung sind, so stehen im Vordergrund des Handelns dennoch stets das Leben und die Lebensqualität. Dazu gehören ein breites Therapieangebot, aber auch verschiedene Möglichkeiten zur sinnvollen Beschäftigung, unter anderem in der internen Werkstätte, welche auch von externen Tagesgästen besucht wird. Den Bewohnerinnen und Bewohnern soll letztendlich vor allem eines ermöglicht werden: ein hohes Mass an Selbständigkeit auch im letzten Lebensabschnitt bei gleichzeitig möglichst geringen Schmerzen und der Wahrung der Würde.
Palliative Care – umfassend und sorgsam
Der Begriff "Palliative Care" leitet sich ab aus dem lateinischen "pallium", was so viel bedeutet wie Mantel, sowie dem englischen "care", also Pflege und Sorge. Palliative Care umfasst die Betreuung und die Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronisch fortschreitenden Krankheiten. Im Vordergrund steht das persönliche Wohl befinden beziehungsweise das Lindern von Leiden. Palliative Care schliesst aber auch die Angehörigen der Schwerkranken ein.
Kosten für Langzeitpflege steigen – neue Modelle gefragt
Die Ausgaben für die Pflegefinanzierung werden in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen: Von heute rund 15,6 Milliarden Franken auf 32,3 Milliarden Franken im Jahr 2050. Dies geht aus einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie der Universität St. Gallen hervor. Um die grossen finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, schlagen die Studienverfasser vor, die heutigen Lösungen schrittweise durch die Einführung zusätzlicher Finanzierungsquellen zu ergänzen. Gleichzeitig soll die Pflege durch Angehörige gestärkt werden. So etwa durch die Ge währung von bezahlten Pflegeurlauben oder mittels Einrichtens eines Zeitkontos, auf dem die persönlichen Einsätze als Guthaben verbucht und zu einem späteren Zeitpunkt durch den Bezug von öffentlichen Leistungen abgegolten werden können. Bei der Entlastung der Pflegekräfte orten die Studienverfasser viel Potential bei den neuen Technologien, beispielsweise im Einsatz von Pflegerobotern.
Neues Pflegezentrum – Eröffnung 2023
Im November 2018 hat die Stimmbevölkerung der zehn Trägergemeinden mit 87 Prozent der Stimmen Ja gesagt zum Projekt "LIMMIcura", im März dieses Jahres erfolgte die Grundsteinlegung und bereits im Frühjahr 2023 soll das neue Pflegezentrum (PZ) des Spitals Limmattal seinen Betrieb aufnehmen. Vorgesehen sind insgesamt 150 Betten, was einer Aufstockung um 24 Betten entspricht. Dies entspricht dem Bedürfnis der Stadt Schlieren nach der Verlagerung des Pflegezentrums Sandbühl (voraussichtlich 2023). Neu ist, dass es künftig keine Viererzimmer mehr gibt, sondern 82 Einzelzimmer und 34 Zweierzimmer. Allesamt werden sie über eine eigene Nasszelle verfügen.
Der fünfgeschossige Neubau ist aufgeteilt in zwei Demenzabteilungen und drei Langzeitpflegestationen. Das Palliative-Care-Konzept wird auf sämtlichen Abteilungen umgesetzt, zudem stehen auch im Neubau 4 Hospizbetten zur Verfügung. Die Demenzabteilungen haben einen eigenen Garten und werden künftig doppelt so viele Plätze, nämlich 44, anbieten können. Im fünften Stock ist in Kooperation mit der RehaClinic Zürich AG eine Rehabilitationsstation mit 48 Betten angesiedelt. Das Tageszentrum zur Entlastung von pflegenden Angehörigen kommt ins Parterre. Hier erhalten über 40 Besucher eine individuelle Tagesbetreuung. Anders als im Spital werden die Innenhöfe im neuen PZ begehbar sein.
Die Kosten für den Neubau, welcher das aus dem Jahre 1987 stammende Gebäude ersetzen wird, belaufen sich auf insgesamt 65 Millionen Franken. 57 Millionen davon hat der Spitalverband auf dem Kapitalmarkt beschafft. Und dies zu erfreulich günstigen Konditionen: Wurde ursprünglich von einem Darlehenszins von 2 Prozent ausgegangen, bewegt sich dieser nun bei 0,366 Prozent und einer Laufzeit von acht Jahren.