Philippe Widmer
ÄRMEL HOCHKREMPELN UND MIT ANPACKEN
Seine zusätzliche Aufgabe als stellvertretender Spitaldirektor meistert er unter anderem mit seiner Kontaktfreudigkeit und der Motivation, komplexe Sachverhalte lösungsorientiert anzugehen: Philippe Widmer spricht mit uns über seine Vision fürs LIMMI und erläutert, welchen Herausforderungen sich das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren stellen muss. Darüber hinaus verrät er uns, warum eine hohe Arbeitsbelastung für ihn keine Belastung ist.
Wer sind Sie?
Fragen Sie immer das Schwierigste zuerst? (lacht) Ich bin nicht so gut mit Selbsteinschätzungen. Eigentlich müssten Sie meine Frau fragen. Hm. – Ich würde sagen, ich bin eine offene, nahbare und zielstrebige Person mit vielen Interessen, wohne neu im Säuliamt, bin Vater von zwei Kindern und sehr gerne in der Natur.
Gratulation zu Ihrer neuen Funktion als stellvertretender Spitaldirektor!
Merci vielmal. Da kommt eine grosse Herausforderung mit vielen spannenden Aufgaben auf mich zu.
Wie gehen Sie mit dem Mehraufwand um?
Eine hohe Arbeitsbelastung ist für mich nichts Neues. Früher waren es der Sport und das Studium, heute sind es die Arbeit und die Familie. Solange die Tätigkeit Spass macht, abwechslungsreich ist und ich mit motivierten Personen zusammenarbeiten darf, ist die Arbeitsbelastung zweitrangig.
Für mich ist wichtig, dass ich die Arbeitsbelastung im Griff habe und nicht sie mich. Das erreiche ich meist durch eine gute Strukturierung und Priorisierung meiner Tätigkeiten. Zudem nutze ich meine Freizeit anders als früher, bewusster zum Ausgleich. In letzter Zeit habe ich beispielsweise intensiv an unserem neuen Haus gearbeitet. Das hat mir trotz intensiver Arbeit und Dauermuskelkater sehr viel Energie gegeben – und am Ende die Befriedigung, etwas mit den eigenen Händen geschafft zu haben.
Sie sind ja auch Leiter Unternehmensentwicklung: Was ist dessen Aufgabe in einem Spital?
Etwas salopp gesagt, ist der Unternehmensentwickler das Bindeglied zwischen aussen und innen. Er überschaut die Spitallandschaft und ihren Wandel, pflegt die Kontakte zu den anderen Spitälern, den Vertragspartnern, Versicherern und zur Gesundheitsdirektion. Ich bin zuständig für das Vertragswesen und übernehme viele strategische Projekte oder begleite die Kliniken und Abteilungen überall, wo es übergreifende Unterstützung braucht. Darüber hinaus mache ich alles, wofür es keinen klaren Ansprechpartner gibt.
Und worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe?
Übergeordnet möchte ich das Spital und seine Mitarbeitenden in allen Teilbereichen vorwärtsbringen. Das Gesundheitswesen hat in vielen Belangen Nachholbedarf. Das hat mit externen Einflüssen zu tun, aber genauso viel mit bestehenden Strukturen, Regulierungen und Know-how-Trägern. Ich bin hierhergekommen, um meine Vorstellung eines funktionierenden Gesundheitswesens aus der Sicht des Spitals Limmattal voranzubringen.
Welcher Aspekt Ihrer Persönlichkeit hilft Ihnen besonders dabei?
Ich handle überlegt, bin kontaktfreudig und pragmatisch. Ich packe gerne Sachen an und liebe das Unvorhersehbare. Das hilft mir sicher. Ausserdem sind mir die Motivation und Selbständigkeit der Mitarbeitenden enorm wichtig.
Sie kommen ursprünglich aus der Innerschweiz: Hilft Ihnen allenfalls auch Ihre Herkunft?
(Überlegt) Auf meine Arbeit hat meine Herkunft direkt keinen Einfluss. Ich verbinde jedoch mit der Innerschweiz Abwechslung, Pioniergeist und Weltoffenheit. Die Landschaft ist kaum irgendwo so abwechslungsreich wie dort. Mit dem Crypto Valley und der wirtschaftlichen Offenheit nimmt der Kanton Zug in der Schweiz und weltweit eine Pionierstellung ein. Die unzähligen Brauchtümer zeigen im Kontrast dazu ein grosses Traditionsbewusstsein. Mit beiden Seiten kann ich mich gut identifizieren.
Wollten Sie schon immer in einem Spital arbeiten?
Nein, im Gegenteil. Ich durfte früher ab und zu mit meinem Vater am Samstag mit ins Spital zur Arbeit und dort für ihn Akten schreddern. Damals stellte ich mir seine Arbeit sehr langweilig vor. Darum war es für mich unvorstellbar, selber in einem Spital zu arbeiten.
Die Faszination für das Gesundheitswesen kam eigentlich zufällig, gegen Ende meines Studiums, als ich im Rahmen einer Studienarbeit eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für ein Pflegeheim machen durfte, das mein damaliger Wohnkanton schliessen wollte. Da habe ich bemerkt, dass das Gesundheitswesen im Vergleich zu anderen Branchen komplexer ist und es Herausforderungen gibt, die nicht von heute auf morgen gelöst werden können. Das reizt mich.
Was macht für Sie die Arbeit im LIMMI besonders spannend?
Das Aufeinandertreffen der unterschiedlichsten Arbeitskulturen. Jede Berufsgruppe hat für sich eine eigene Vorstellung vom Spital und wie es funktionieren soll. Diese unterschiedlichen Denkweisen und Arbeitsvorstellungen gemeinsam in eine Richtung zu bringen, ist eine grosse und sehr spannende Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.
Was macht für Sie das LIMMI zum LIMMI?
Das LIMMI ist für mich ein Paradebeispiel, wie viel man mit «Ärmel hochkrempeln» erreichen kann. Trotz der Unternehmensgrösse funktioniert vieles noch informell. Man spricht miteinander, diskutiert Lösungen beim Mittagstisch und hilft sich gegenseitig über sein Aufgabengebiet hinaus aus. Das sind Eigenschaften, die man sonst nur in kleinen Unternehmen kennt. Die Herausforderung ist, diese Unternehmenskultur weiter am Leben zu halten und trotzdem die Professionalisierung voranzutreiben.
Was sind die Herausforderungen für ein Spital? Heute? In Zukunft?
Das sind wahnsinnig viele. Ich kann hier nur die wichtigsten paar aufzählen, ohne mich zu verlieren. Sicherlich die falsche Wahrnehmung von Spitälern oder des ganzen Gesundheitswesen in der Öffentlichkeit, mit den negativen Folgen für die Regulierungen. Dann ist sicher die Automatisierung und Digitalisierung ein grosses Thema und damit der Einfluss des technologischen Wandels auf alle zukünftigen Tätigkeiten. Darüber hinaus beobachte ich teilweise Rückstände bei der strategischen Ausrichtung der Betriebe.
Was macht das LIMMI schon richtig? Wo sind die grössten Baustellen?
Die grösste Baustelle ist die Baugrube, wo das neue PZ errichtet wird (lacht). Die ist aber gut auf Kurs. Das Hochhaus des alten Spitals ist mittlerweile vollständig zurückgebaut, sodass im neuen Jahr pünktlich mit dem Bau des neuen Pflegezentrums begonnen werden kann. Inhaltlich gibt es natürlich im Spital Herausforderungen, die wir laufend bewältigen müssen. Das Gesundheitswesen ist immer im Wandel, dem müssen wir uns stellen. Aus meiner Perspektive schafft dies das LIMMI im Vergleich mit anderen Spitälern bereits sehr gut.
Was macht der stellvertretende Spitaldirektor am liebsten, wenn er nicht am LIMMI ist?
Neben dem LIMMI bin ich zurzeit 100 Prozent mit Hausumbau und Familie ausgelastet. Ansonsten bin ich sehr gerne unterwegs, sei das mit dem Bike oder beim Wandern. Leider zu selten.
Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Dass ich Arbeit und Freizeit im Einklang halten kann, um immer genügend Zeit für meine Familie zu haben.
Und was wünschen Sie dem LIMMI für die Zukunft?
Ich wünsche dem LIMMI, dass es in Zukunft weiterhin wirtschaftlich gut unterwegs ist und die nötigen Ressourcen hat, um die hochstehende medizinische Qualität anbieten zu können, die unser Slogan «Top Medizin. Persönlich. Individuell.» verspricht.
Herr Widmer, ein herzliches Dankeschön für das offene und interessante Gespräch. Wir wünschen Ihrer Familie und Ihnen nur das Beste und viel Gesundheit.