Fabio Talerico
VIEL VERANTWORTUNG UND VIELE FREIHEITEN
Für viele ist der Begriff "ICT" (Information and Communications Technology) ein Buch mit sieben Siegeln. Der Applikationsmanager italienischer Herkunft sprach mit uns über seine Aufgaben, die zunehmende Komplexität der ICT im Gesundheitswesen und verriet uns, wo er in seiner Freizeit Ruhe und Kraft schöpft.
Wer sind Sie?
Ein Familienmensch mit italienischen Wurzeln, der sich gleichzeitig rundum als Schweizer fühlt. Hier am Limmi bin ich Applikationsmanager für administrative Systeme in der ICT-Abteilung.
Wurden Sie in Italien geboren?
Nein, in Nussbaumen bei Baden – als Sohn italienischer Eltern. Vermutlich schlagen darum zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits hatte ich eine tolle Kindheit hier und fühle mich mit der Schweiz sehr verbunden. Andererseits prägte mich natürlich die italienische Herkunft meiner Eltern.
Und in der ICT wollten Sie schon immer arbeiten?
Ursprünglich wollte ich Profi-Fussballer werden und spielte lange Zeit beim FC Baden in der 1. Liga. Dann wollte es der Zufall, dass sich mein Bruder vor mehr als 20 Jahren zu einem Computerkurs anmeldete und ich ihn begleitete. Ich kam von der Thematik nicht mehr los und heute bin ich hier.
In Spitälern wurde die ICT lange stiefmütterlich behandelt.
Das ist teilweise richtig. Ich denke, das ist so, weil es im Spital in erster Linie um Menschen und nicht um Produkte oder Maschinen geht. Ohne Computer und Digitalisierung geht es jedoch schon lange nicht mehr. Heute sind wir top aufgestellt und entwickeln uns ständig immer rasanter weiter, die Komplexität nimmt laufend zu. Beispielsweise bei unserer Administrative Software Navision: Wir haben mittlerweile unzählige Schnittstellen zu den internen Fachabteilungen, wie Patientenadmin, Buchhaltung, Fakturierung, HR, Controlling, Einkauf, Lager et cetera. Hinzu kommen Themen wie das elektronische Patientendossier EPD und Datenschutz: für mich als Applikationsmanager äusserst spannend.
Darf ich Sie an dieser Stelle fragen: Was macht eigentlich ein Applikationsmanager?
Das werde ich nicht das erste Mal gefragt (lacht). Eigentlich ist es viel komplizierter, aber ich versuche, es in wenigen Sätzen zusammenzufassen: Ein Applikationsmanager ist für eine oder mehrere Anwendungen rundum verantwortlich. Das heisst, er sieht zu, dass die Software für alle User einwandfrei läuft, Störungen möglichst schnell behoben und gewünschte neue Anforderungen umgesetzt werden. Er ist zudem kostenverantwortlich und koordiniert die internen Fachabteilungen sowie die externen Zulieferer, zum Beispiel Logicare.
Wie darf ich das verstehen?
Nehmen wir das Beispiel Störungsmeldungen: Ein Limmi-Mitarbeiter löst im Störungsfall ein sogenanntes Ticket, das heisst er meldet die Störung dem Servicedesk unseres externen Partners Logicare. Das Ticket wird erstellt und der User bekommt eine erste Rückmeldung. Danach evaluiert Logicare die Dringlichkeit. Erste Priorität haben immer Anfragen, welche direkt mit der Arbeit am Patienten zu tun haben. Danach stellt sich die Frage, ob trotz der Störung weitergearbeitet werden kann. Ist dies nicht der Fall, hat das Ticket Vorrang vor anderen Tickets und Arbeiten.
Das klingt im Grunde noch nicht kompliziert…
Das stimmt. Aber es gibt die sogenannten Reaktionszeiten. Sie besagen, wie viel Zeit vergehen darf, bis auf eine Anfrage geantwortet wird, beziehungsweise wie lange es dauern darf, bis eine bestimmte Störung behoben ist. Diese Reaktionszeiten sind vertraglich streng geregelt. Sobald sie überschritten werden, kommen wir ins Spiel, vermitteln zwischen den externen Partnern und unseren Mitarbeitern und müssen herausfinden, wieso die Behebung länger gedauert hat. Insbesondere bei patientenbezogenen Arbeitsbeeinträchtigungen muss es schnell gehen.
…genau in solchen Fällen fehlt vermutlich oft die Zeit oder Geduld zu warten.
Uns ist der hohe Stellenwert einer funktionierenden ICT-Infrastruktur bewusst. Darum setzen immer sämtliche Beteiligten alles daran, die Störungen so schnell wie möglich zu beheben. Manchmal gibt es leider keine schnellen Lösungen. In solchen Situationen hoffen wir jeweils auf etwas Verständnis und Geduld. Wann immer mög- lich, versuchen wir bis zur endgültigen Behebung eine Umgehungslösung anzubieten.
"Ich werde wahrgenommen, arbeite in einem super Team und komme jeden Tag gerne zur Arbeit."
Sie haben den Umzug im Oktober miterlebt: Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Für unsere ICT war der Umzug die perfekte Möglichkeit, sämtliche Applikationen zu analysieren, zu evaluieren und wo nötig anzupassen. Wir haben mit allen Departementen, Abteilungen und Bereichen zusammengearbeitet und konnten einen besseren Kontakt zu den Mitarbeitenden herstellen, der heute noch anhält. Ausserdem konnten wir enorm viel Know-how aufbauen und vertiefen.
Was macht das Spital Limmattal für Sie einzigartig?
Ich habe vorher viele Jahre bei der Alstom AG gearbeitet. Die ICT-Abteilung war riesig und sehr anonym. Hier ist alles viel familiärer. Ich werde wahrgenommen, arbeite in einem super Team und komme jeden Tag gerne zur Arbeit – auch wenn es, wie während des sechswöchigen Umzugs in den Neubau letztes Jahr, sieben Tage die Woche von frühmorgens bis spätabends ist. Ich übernehme viel Verantwortung, bekomme jedoch im Gegenzug die dazu notwendigen Freiheiten.
Wie sieht Ihr Leben neben dem Limmi aus?
In der Freizeit finde ich meinen Ausgleich beim Krafttraining – oder als Goalie-Trainer der 1. Mannschaft des FC Kloten. Am meisten Ruhe und Kraft finde ich aber immer bei meiner Familie. Meine Frau und ich haben am 22. Februar geheiratet, Anfang April ist der Geburtstermin für unseren ersten gemeinsamen Nachwuchs, meinen zweiten Sohn. Das Jahr 2019 meint es bis jetzt also sehr gut mit mir.
Herzliche Gratulation! Was wünschen Sie sich sonst noch für Ihre Zukunft?
Vor allem Gesundheit, alles andere kommt von selbst.
Und was wünschen Sie dem Limmi für die Zukunft?
Viele zufriedene Patienten! Und viel Erfolg!
Herr Talerico, wir bedanken uns herzlich für Ihre Zeit und die interessanten Ausführungen. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie viel Gesundheit, Erfolg und vor allem alles Gute für die bevorstehende Geburt.